Zum heute veröffentlichten Mietspiegel 2019
Der wohnungspolitische Sprecher Michail Nelken erklärt:
Der Mietspiegel 2019 für Berlin ist kein Anlass zur Entspannung. Ein Mietspiegel hilft nicht gegen Mietenwahnsinn, er zivilisiert ihn allenfalls ein wenig. Er spiegelt den anhaltenden Mietanstieg wider und gibt damit einen Rahmen für weitere Mieterhöhungen.
Die Botschaft von einem Abflachen der Mietpreisdynamik ist zudem trügerisch, denn sie basiert auf einer Durchschnittszahl über die ganze Stadt: Die „gewichtete Berliner Durchschnittsmiete“ stieg „nur“ um 0,34 €/m2 (5 Prozent) gegenüber dem Mietspiegel 2017. Allerdings haben zigtausende Mieterinnen und Mieter in den letzten beiden Jahren im wirklichen Leben viel höhere Mieterhöhungen hinnehmen müssen. In den Gründerzeitquartieren (Baujahr bis 1918) liegt der Anstieg der Mietspiegelmieten bei 0,78 €/m2 (7,6 Prozent). Und noch alarmierender ist die Entwicklung der Oberwerte. Sie signalisieren die Entwicklungsrichtung sehr viel deutlicher. Dabei drücken die fragwürdigen automatisierten Mieterhöhungen der städtischen Wohnungsbaugesellschaften – 4 Prozent in zwei Jahren – noch die „gewichteten Durchschnittswerte“.
Die veränderte Wohnlageneinordnung bedeutet für Mieter in manchen Wohnvierteln sogar eine bedrohliche Zunahme der Verdrängungsgefahr. Dies trifft ebenfalls mit besonderer Härte die Gründerzeitquartiere. So werden fast alle Altbauquartiere im Prenzlauer Berg um eine Wohnlage heraufgestuft. Es gibt hier faktisch keine einfache Wohnlage mehr. Die „Befreiung“ des Prenzlauer Berg von Mieterhaushalten mit geringen Einkommen geht weiter.
Gegen den anhaltenden Anstieg der Mieten, gegen die soziale Verdrängung und gegen die Auslöschung der sozialen Mischung in den Berliner Wohnvierteln hilft nur ein Mietenstopp.
13. Mai 2019